Sonntag, 15. September 2013

49 / 1984 ADAM - Gay German Magazin


ADAM 49 erscheint Anfang Juni 1984


Fotos Tony Patrioli, Mailand. Neben zahllosen künstlerischen, arkadisch anmutenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen italienischer Knaben und Jünglinge - als ein moderner Wilhelm von Gloeden - hat Tony ebensoviele, rattengeile pornographische Bilderserien mit zwei, drei und mehr höchst schamlosen Burschen fotografiert (erschienen in den 80er Jahren u.a. in COQ, HOM OH!, BOY OH! BOY und später in PLAYGAY). Hier zwei Beispiele, vom Auftakt solcher Serien.


Wie sieht er aus, der typische ADAM-Leser? "Diese Frage bewegt uns seit Jahren zutiefst. Weil wir doch gar nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben ... Die Untersuchungsergebnisse zeichnen kein durchgängig verschwultes Bild vom ADAM-Leser ... es ist eine bunte Schar fröhlicher Menschen, die wir der lieben Ordnung halber mal in sieben Typen-Klassen vereinigt haben ... um Dir das einmal bildlich vorzuführen, haben wir unseren Redaktionsgabelstapelfahrer ** in diesen sieben Versionen für Dich hergerichtet .... " 

** Tatsächlich handelte es sich um einen bekannten ADAM- und DON-Autor.


ADAM analysiert - aus schwuler Perspektive - die in "TV Hören und Sehen" präsentierte Auswahl "schönster Männer" und kommt zu dem Schluss: " ... Also, liebe TV Hören und Sehen, wenn Du mir versprichst, dass ich den Mann meiner Wahl für eine Nacht gewinne, dann teile ich Dir hiermit ganz offiziell mit, dass ich auf Klaus-Peter Siegloch (ich nenne ihn jetzt schon Schnuckibär) ganz wahnsinnig abfahre ... "

Du arme alte Schachtel, Arndt von Kohlen und Knallbach (46) " ... wo Du nun knapp am Sargdeckel vorbeigeschrammt bist, da wirst Du nicht nur ganz wahnsinnig gläubig, sondern obendrein auch katholisch und willst nochmal mit dem Herrn Papst ein Sterbenswörtchen wechseln. Die Herren Päpste mochten zwar im allgemeinen Typen wie Dich (steinreich, arbeitslos, adlig, verheiratet), aber das kannst Du doch nun beim besten Willen von Paul Johannes II. nicht verlangen, dass er die internationale Oberschwester empfängt, die sich weltweit von schönen Jünglingen dermassen durchorgeln liess..."

Arndt von Bohlen und Halbach

Rudolf Herbring, Münster! " .... Blinde Brunst, geile Gier und totaler Überreiz sind es, wenn Schwule regelmässig nach Poppers greifen, jener giftigen Drecksbrühe, die Sie, Herbring, jahrelang als 'Raumluftverbesserer' aus den Staaten importieren und hierzulande als Geilmacher vermarkten ...


... in Schwulenpublikationen stolpert man neuerdings über eine in Trauerschwarz gehaltene Anzeige mit dem sinnigen Text: >Hier ist Körper das eindringlichste Argument, EASY-HAND Bodylubricant<. Wir verstehen dieses Inserat genauso wie alle anderen Leser, und wie Sie persönlich es auch verstanden wissen wollen: als Werbung für Faustfick ... uns ekelt diese Anzeige an. Denn die Anspielung auf das besondere Erlebnis in Rot, was wohl für nichts anderes als Blut steht, ist ja wohl der dickste Hammer ... "

Rudolf Herbring = (schwuler) R-H-D-Vertrieb, Münster

 Sehr geehrter Herr Marlboro! "Seit einigen Monaten fallen mir Deine ganzseitigen Kontaktanzeigen ... auf, worin es heisst, Du suchst >eine Handvoll Männer< für das >Marlboro-Abenteuer '84<, welches ich nur ungerne versäumen möchte, da ich seit jeher begeisterter Anhänger des Gruppensexes bin ... gebe ich eine kurze Personenbeschreibung ... Ich bin 26 Jahre jung, 157 cm lang, 86 kg leicht, sportlich gebaut, hellblond (oben), und rötlich (unten) ... gut bestückt (29cm Länge und 6,5 cm Umfang) ... Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zähle ich das in Deiner Anzeige erwähnte >Trailreiten<, denn ich habe im Lexikon nachgeschaut, und da steht, dass >tail< Schweif oder Schwanz bedeutet ... "

Allerliebste DU & ICH, "seit 15 Jahren beschäftigt die deutsche Schwulenforschung die Frage, wieso Du in den siebziger Jahren diesen permanenten Pädo-Drall hattest. Tatsache ist, dass unter dem Schauspielschwulen Alexander Ziegler (Affairen-Alex) die Knabenpimmel wie Christbaumschmuck auf Deinen Seiten rumbaumelten ... Alles falsch ... Die Schwulengeschichte muss völlig neu geschrieben werden, fand jetzt der berühmte Schwulen-Historiker Müller-Lüdenscheid heraus ... die Nummer 1 (siehe Abb.) ... die von 1950, vom heterosexuellen Monatsmagazin für junge Menschen. Herausgegeben vom Verlag >Schaffende Jugend< (Bonn) ... Dass Ziegler den Titel DU & ICH lieferte, behauptete er übrigens höchstpersönlich in einem mehrseitigen Artikel zum 6jährigen DU&ICH-Jubiläum. Aber auch das ist - wie die Strichjungen-Kießling-Wörner-Story - nur eines von den vielen Windeiern aus Stäfa vom Zürichsee, wie der ehemalige DU&ICH-Verleger Egon Manfred Strauß uns am Telefon versicherte ... "


Zeichnungen von Dietmar ...


"Neulich als ich in René's Coiffeur-Centre zum Ondulieren unter der heissen Haube sitze und in meiner Lieblings-Illu blättere, da stoss' ich auf eine fa-zi-nie-ren-de Bodybuildinganzeige. Einen wahnsinnigen Muskeltyp haben die da abgebildet, dass mir gleich die Hose hochging. Und genau in dem Moment musste die Obertucke von der Kasse vorbeikommen, um meine Warmluft zu regulieren ... Diese ganze Gleichmacherei, das war ja grau-en-haft! Da hat's doch wirklich Leute gegeben, die Männer öffentlich aufgefordert haben, auch mal zu heulen ... Ich sage Ihnen, das verdanken wir jetzt der Wende in Bonn. Seit der Genscher mit dem Kohl wird der deutsche Heteromann wieder auf Vordermann gebracht ... Waaaas sagen Sie? SIE hätten noch nichts davon gemerkt? Ist ja kein Wunder, wenn Sie keine Illu lesen! Ganze Kapitel sind jetzt dem Mannesmanntrend gewidmet ... "


Apropos: 1984 war das auch schon mal 'in': die Haare mit Glibbergel - auch Haar-Gelantine genannt oder Nuttendiesel - zu einem Hahnenkamm anschwellen zu lassen.


In "Nackte Italiener" veröffentlichte der Top-Versand die farbigen, erotisch eher reizstarken Aktaufnahmen von Tony Patrioli (s.o.), hier angeboten mit ziemlich sexuellen Übertreibungen: "In >Nackte Italiener< ziehen heissblütige Südländer ... eine erregende Nackt-Show ab. Ohne Hemmungen, ohne Feigenblatt ... muskulöse Matrosen aus Genua, unverschämte Boys aus Mailand, rassige Sizilianer, provozierende Jünglinge ... riesig gebaute Italiener ... die nichts verstecken müssen ..."

Die Bilder der Anzeige stammen aus dem "Katalog" Sommer-Herbst 1984 (links). Zu der Zeit befand sich der Hauptsitz des Top-Versand noch in München, hatte aber bereits in Dachau eine Näherei eröffnet, in der etwa zehn Näherinnen tätig waren.


rechts: Foto Tony Parioli

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