Dienstag, 24. September 2013

50 / 1984 ADAM - Gay German Magazin.


ADAM 50 erscheint Anfang August 1984


"50 Jahre ADAM sind genug!" fordert die Schwulengruppe 'Warme Frankfurter' auf himmelblauem Transparent vor unserem Redaktionsbüro. Und die Heilsarmee drohte auf einer Pressekonferenz: "Nach 50 Nummern wird ADAM der Schlag treffen." Demgegenüber sagte uns der gutgebaute Stricher Manfred K.: "Nach 50 Nummern geht's erst richtig los!" Und der Azubi Waldemar T. schrieb: "Was sind schon 50? Fünfzig hatte ich an jedem Finger!" Zugegeben, die meisten Leser interessiert es einen feuchten Käse, wieviele Nummern ADAM bereits geschafft hat .... Wir haben im Laufe der letzten zehn ADAM-Ausgaben so gewaltig auf den schwulen Putz gehauen, dass es einen Haufen Leute geben soll, die unser Blatt nur mit Brechreizgefühlen lesen (aber sie lesen's, denn es könnte ja wieder ganz was Heisses über sie drinstehen) .... "


Glückwünsche zu 50 Nummern ... von Prinz Charles und Lady Di, dem Sexshopbesitzer Wilhelm P., einem unbekannt bleiben wollenden Schwulenblattmacher, einem ADAM-Modell mit prallem Beutel und dem Masseur-Modell-Begleit-und-Callboy Harry, während US-Präsident Ronny Reagan telegraphierte: "I love Heidelberg, Hofbräuhaus, Sauerkraut, Kanzlerkohl und ADAM!"


linke Seite: Foto Tony Patrioli (siehe folgend Buchbesprechungen)

Abschied
   Nach fünfzig Arbeitsjahren als Drucker und Verleger ist es endlich so weit. Ich bin sicher, dass alle Freunde von DON und ADAM Verständnis haben für meinen Entschluss, DON und ADAM in jüngere Hände zu legen.
   Hans-Joachim Foerster [tatsächlich Kurt-Joachim Foerster] wird sich Ihnen in den nächsten Ausgaben als mein Nachfolger vorstellen und Sie um weitere Treue bitten. Seine erfolgreichen, langen Jahre als Verleger haben ihn unseren Lesern bekannt gemacht und ich bin sicher, dass er auch DON und ADAM so fortführt, wie Sie es gewohnt sind und es erwarten. Das ADAM-'Redaktionsteam' verbleibt, damit ist der Weg offen, nicht nur die bisherige Spitzenstellung von ADAM zu halten, sondern weitere Tausende Freunde hinzuzugewinnen.
   Von mir selbst nochmals Dank an alle Mitarbeiter und Autoren, die mir halfen, DON und ADAM zu ihrer heutigen Bedeutung am Markt zu führen. Und ich möchte noch sagen, dass ich nicht ganz "von der Bildfläche verschwunden" bin. Das Telex hält mich weiter mit dem neuen Verlag verbunden und ich hoffe, Ihnen hin und wieder von der 'scene' in Californien und Florida, meiner neuen zweiten 'Wahlheimat', in Wort und Bild berichten zu können.
   Sehr herzlich grüsst Sie alle Ihr Henry Ferling, Herausgeber und Verleger

Siehe auch - die zweite Bild-Seite weiter unten - Lieber ADAM-Verleger Henry Ferling! 

Ziemliche krude Darstellungen / Korrekturen zu obigem Abschiedsbrief:

1)  Kurt-Joachim Foerster wurde NIEMALS auch nur andeutungsweise in ADAM den "Lesern bekannt gemacht". Der ADAM-Macher Jens M. A. Reimer hatte zu Herrn Foerster ein Nicht-Verhältnis.

2) Wer Foersters damalige seichte Publikationen kannte, konnte nur laut grinsen, wenn Henry Ferling hier die Hoffnung äußert, der Koofmich Kurt-Joachim sei geistig fähig (und willens) "DON und ADAM wie gewohnt fortzuführen..."

3) Das ADAM-Redaktionsteam hat eine künftige Zusammenarbeit mit Herrn Foerster von Anfang an in Frage gestellt. Als Henry Ferling obige Zeilen schrieb, war ihm bereits bekannt, daß Reimer und seine sämtlichen Mitarbeiter mit diesem Herrn Foerster nichts zu tun haben wollten.

4) Der Satz "dass ich nicht ganz "von der Bildfläche verschwunden" bin ... hält mich weiter mit dem neuen Verlag verbunden und ich hoffe, Ihnen ... von der 'scene' in Californien und Florida, meiner neuen zweiten 'Wahlheimat', in Wort und Bild berichten zu können" war schon bei seiner Entstehung eine einzige Lüge. Henry Ferling war mit seinem Umzug in die USA schlagartig "weg vom Fenster". Er hat NIE eine Adresse, eine Telefonnummer oder sonstwas hinterlassen, und er hat sich NIE MEHR - auch nicht privat - aus dem Rentner-Staat Florida gemeldet.


In Folge fehlen eine Abbildung und Textteile, die in den nächsten Tagen wieder eingebaut werden:

9, als sich Peter Joseph Boch entschloss, in der Benediktiner Abtei zu Mettlach eine Fayencerie zu gründen." ... Weniger bekannt, dafür um noch einiges beliebter, sind die in Eurem Hause hergestellten urinale und Klosettschüsseln, mit denen Millionen europäischer Scheisshäuser in privater wie öffentlicher Hand ausgestattet sind. Und kaum eine Klappe, deren Wände nicht mit strapazierfähigen Villeroy & Boch-Kacheln geplättelt ist ... "

Spritz weiter, Prinz Andrew! "Was mussten wir in 'Wochenend' schon wieder mal über Dich lesen! Dort beschäftigt sich ein Illu-Schreiber mit der Frage >warum Prinz Andrew so gerne weit spritzt" ...

rechts unten Anzeige vom Top-Versand


Lieber ADAM-Verleger Henry Ferling!
    "Wir wissen nicht, ob Sie all das, was wir im Laufe der Jahre hier in ADAM verzapft haben, genauso komisch fanden (wie wir). Wir wissen aber, dass Sie uns in Redaktion und Gestaltung dieses Magazins uneingeschränkt immer die totale Freiheit, ja sogar Narrenfreiheit eingeräumt haben. Wir erinnern uns auch (mit ganz grossem Respekt), dass Sie uns immer dann, wenn es kritisch, problematisch oder gar brenzlig wurde, volle Rückendeckung gewährt haben. Und wir ahnen, dass Sie manchmal, ob unserer politischen Unverschämtheiten, Bauchschmerzen gehabt haben. Aber Sie haben das immer tapfer heruntergeschluckt, auch dann, wenn es Ihnen gegen den politischen Strich ging.
   Sie wissen, lieber Henry Ferling, dass wir aus eben jenen Gründen einen wahnwitzigen Spass an der ADAM-Arbeit hatten. Niemals kam das Gefühl auf, zwanghaft eine Zeitschrift füllen zu müssen. Und dies müssen auch die Leser gespürt haben. Denn von ADAM wurde eine weitaus höhere Stückzahl verkauft, als von den meisten anderen Schwulenpublikationen. Kurzum, das ungewöhnlich freche ADAM hatte unter Ihrer Obhut ungewöhnliche Erfolge.
   Dieses grossartige Verhältnis von Verleger zu Redaktion ist gar nicht so selbstverständlich, wie es sich hier liest. Und wenn wir Ihnen eine Auszeichnung zuteil werden lassen dürfen, dann die, dass Sie uns und Ihren Lesern ein wahrhaft liberaler Verleger waren. Das wollten wir zu Ihrem 'Abschied' einmal in aller Öffentlichkeit dankbar vermerken.
   Möge ADAM diese Linie - und damit seinen Erfolg - auch in Zukunft in dem neuen Verlag fortsetzen.
    Im Namen aller Mitarbeiter und sicherlich auch unzähliger Leser sagen wir ein herzliches DANKESCHÖN!" 

   Robert Adler [= Roland Armin Adler] & Michael Albert [= Jens M. A. Reimer]


Dieser Beitrag erinnert an eines der ganz typischen Coming-out-Erlebnisse homosexueller Knaben in den 60er, 70er und 80er Jahren der Bundesrepublik Deutschland. Das Versandhaus Quelle wurde 1927 von Gustav Schickedanz gegründet, nach Zerstörung im Krieg ab 1948 wieder aufgebaut und ab 1977 von Gustavs Witwe - Grete Schickedanz - weiter geführt.

   "Liebe Grete Schickedanz, heute muss ich Dir einfach mal schreiben, weil ich mich ja schon so oft über Deinen Katalog nass gemacht habe, weil ich Dir so viele unterhaltsame Katalogstunden verdanke - ja - weil ich doch schon von frühester Jugend an totaler Quelle-Fan bin, und auch deshalb, weil ich glaube, dass Du in dieser ganz speziellen Sache viel zu wenig Leserzuschriften kriegst.
   Bei mir ist das halt so, dass ich zweimal im Jahr ganz wuschig werde. Das ist jedesmal, bevor mir Dein neue U-Wäsche-Angebot ins Haus schneit. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was das modische Oberfranken dem Mann von Welt an aufregenden Doppelripp-, Feinripp- oder Helanca-Modellen präsentiert. Erst wenn er dann KOMMT und diese schier unerträgliche Spannung löst, bin ich wieder für 'ne Weile befriedigt ... 
... Und was hat sie wieder für tooolle Typen auf- und vor die Kamera gegabelt! Wie machst Du das nur? ... Eine ganz besondere Freude und Überraschung hast Du mir mit diesem blonden Wahnsinn (Feinripp-Color, bis Grösse 9) gemacht ... "


Ein grandios geschriebener "Brief" (Autor???) von einem Typ, der sich - undank seiner Arbeitslosigkeit (Unterbeschäftigung) - "notgedrungen" den lieben langen Tag mit seinem Glied und Sex beschäftigt.


Der Italia Gay (Guide) 1984 von Babilonia Edizioni *. "In kaum einem europäischen Land hat sich in so wenigen Jahren eine eigenständige Szene derart dynamisch und lebendig entwickelt, wie in Italien. Mit den studentischen Revolten, der Frauenemanzipation, einer allgemeinen sexuellen Entkrampfung und dem gleichzeitigen Machtverfall der katholischen Kirche, wuchs auch das Selbstbewusstsein homosexueller Männer in Italien ... "

Frankfurt von hinten, Bruno Gmünder Verlag. "Mehrere Millionen Menschen bevölkern das Einzugsgebiet Rhein-Main, darunter mindestens 60 bis 80.000 schwule Männer. So beginnt der Bruno Gmünder Verlag seine Werbung für das nunmehr schon 5. schwule Stadtbuch ... Ob die Zahlen genannt werden, um dem Verlag Mut zum Absatz dieses 224seitigen Taschenbuches zu machen, oder ob sich die homosexuelle Gemeinde Frankfurts damit etwas mehr schwule Bedeutsamkeit einreden will, sei dahingestellt ... "

Hamburg von hinten, Bruno Gmünder Verlag. "Hamburg! Eine der Metropolen der bundesdeutschen Homowelt! Dieses seeluft-geschwängerte Gay-Paradies lässt uns den Schniedelwutz im Slip rotieren, und wir denken an affengeile Seemänner in Querelle-Unterhemden ... an eine ausgeprägte Leder- und SM-Szene ... an die blühende Kultur- und Künstlerszene, angefangen bei 'Familie Schmidt' ... "

Mediterraneo, ein Tony-Patrioli-Foto-Bildband, Babilonia Edizioni *. "Der Mann heisst Tony Patrioli. Einen Namen hat er sich als Pornograph gemacht. Er hat sicherlich schon mehr stocksteife Schwänze fotografiert, als viele von uns auch nur im Traum gesehen haben. Aber er ist ein guter Pornograph ... Dass er allerdings weitweit mehr kann, demonstriert er mit dem jüngst in Italien erschienenen Foto-Bildband ... Er ist ... eine ästhetische Augenweide ohnegleichen; grafisch, fotografisch, und insbesondere was Tonys Modelle anbetrifft ... "

* Herausgeber der angesehenen italienischen Schwulen-Zeitschrift Babilonia (1988-2006)



"Als ich kürzlich im >S.F. Eagle< in San Francisco mein Bier schlürfte, meinte ich für einen Moment, ich hätte eine Vision. Nichts da, der Typ war so real wie meine Bierflasche, die ich in der Hand hielt. Zwischen all den Ledermännern, teils halbnackt, nur eingeschnürt in Lederriemen und Lederjocks ... stolzierte plötzlich ein wahrhaftiger Offizier der verflossenen 'Reichswehr' durch das Lokal ... Unter dem angewinkelten Arm eine kurze Reitgerte ... Am nächsten Tag traf ich denselben Typ in der Disco >Trocadero Transfer<, uniformiert als englischer Major ... Über die zahlreichen sexuellen Fetische - von den Socken über Gummi, Leder, Stiefel, Jeans, Slips - ist schon haufenweise geschrieben worden. Nicht so über den Uniform-Fetischismus ... "


Diese Leserbriefe und die Antworten von ADAMs Leserbrieftunte 'Irene Adam' sind genauso frei erfunden, wie unverschämt, parodistisch und satirisch.

"Als langjähriger Bezieher von ADAM will auch ich Ihren Leserservice nutzen und erlaube mir die Frage, die mir immer und immer wieder gestellt wird, nun an Sie zu richten: WIE KANN MAN DIESEN ROTZ BLOSS LESEN??? Hein Möhricke, Wiesloch"

"Aber, Herr Möhricke, nichts einfacher als das! Sie legen zunächst das Heft so auf den Tisch, dass der Schriftzug ADAM oben von links nach rechts zu lesen ist. Alles andere ist dann ein Kinderspiel: Sie beginnen auf Seite 3 (die Zahl steht immer unten rechts, wenn sie nicht durch 2 teilbar ist, ansonsten unten links) und fangen in der linken oberen ... Ach, ich sehe schon - es ist zu schwer. Gucken Sie sich weiterhin die Bilder an. Ihre Frau Irene"


"Wie ich festgestellt habe, beantworten Sie immer nur Leserbriefe, Frau Irene. Deshalb meine heutige Frage an Sie: Kann ich Ihnen auch eine Postkarte schreiben? Michael Knoblauch, Miltenberg"

"Selbstverständlich, Herr Koblauch. Sie können mir soviele Postkarten schreiben wie Sie wollen. Ob Sie das allerdings könnnen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich schlage vor, Sie stecken sich einfach selbst in den Briefkasten. Aber bitte verabsäumen Sie es nicht, sich vorher ausreichend freizumachen! Ihre Frau Irene"

Ich trinke Tommy's, weil ich endlich den schwarzen Mann kennengelernt habe, vor dem mich meine Mutter immer gewarnt hat.

Siehe die schwule ADAM-Satire auf "Ich trinke Jägermeister, weil..."

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